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Gilles Lipovetsky

Narziß oder die Leere. Sechs Kapitel über die unaufhörliche Gegenwart, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 1995.

 

"Narziß oder die Leere" ist eine Bestandsaufnahme des neuen Individualismus im Zeitalter des Massenkonsums: der Zeitgeist wird von der Logik der Personalisierung bestimmt. Sisyphus hat abgedankt, Narziß ist das universelle Sinnbild unserer Gesellschaft. Im Zuge der Überbetonung persönlicher Selbstverwirklichung tritt eine Demokratisierung des Ausdruckswillesn auf den Plan: Jeder wird zum Sprechen gebracht, die narzißstische Selbstdarstellung (Talk-Shows, Privatsender, Interviews), das Kommunizieren um des Kommunizieren willen ist der Ausdruck postmoderner Desubstantialisierung.

Lipovetsky verknüpft die Entwicklung seiner Theorie des zeitgenössischen Individualismus mit einer anschaulichen Darstellung der Phänomene im "postmodernen Alltagsleben". Der Prozeß der Personalisierung hat Auswirkungen auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

 

Die hier zusammengetragenen Texte haben gemein, dass sie, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen, dasselbe allgemeine Problem aufwerfen: Die Erschütterung der Gesellschaft, der Sitten und des zeitgenössischen Individuums im Zeitalter des Massenkonsums, die Heraufkunft einer bislang unbekannten Form der Sozialsierung und Individualisierung, die zu jener des 17. und 18. Jahrhunderts in grösstem Gegensatz steht.