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Benjamin Fondane

Rimbaud der Strolch und die poetische Erfahrung, Matthes & Seitz, München, 1991.

Herausgegeben von Michel Carassou.

 

Benjamin Fondane, 1998 in Rumänien geboren, lebte zunächst in Bukarest, übersiedelte 1923 nach Paris und schrieb und veröffentlichte seit dem Ende der 20er Jahre in Französischer Sprache. Fontane war befreundet mit Schestow und Cioran. Sein Concierge soll ihn als Juden angezeigt haben. Fondane wurde nach Auschwitz deportiert und starb 1944 in Birkenau.

 

Felix Philipp Ingold schreibt über dieses Buch: 

In seinem polemischen Essay «Rimbaud der Strolch» von 1933 präsentiert er den als Seher (voyant) verklärten und verehrten Autor in der Rolle eines unkultivierten Herumtreibers (voyou), der ausser der Bibel und einer Menge von Schundliteratur kaum etwas gelesen, dafür aber intensiv gelebt und massiv gelitten habe. Durch Rimbaud sei die künstlerische Literatur aus ihrer Abgehobenheit befreit und mit der Lebenswelt geerdet worden. Jeder Vers, jeder Reim, jede Metapher werde bei ihm und durch ihn zur dichterischen Tat, sein Werk insgesamt zu einer möglichen Welt im Status realer Gegenwart. Dass Rimbaud nach wenigen Jahren frenetischen Schaffens die Dichtung aufgegeben hat, um sich andern, vergleichsweise unbedarften, für ihn aber ebenso relevanten Beschäftigungen zu widmen, sei nicht als ein Scheitern anzusehen, vielmehr als eine Fortsetzung der Kunst – als Lebenskunst – mit andern Mitteln. 


Wer mehr über Benjamin Fontane erfahren möchte, lese den  klugen Artikel "Der moldawische Odysseus" von Felix Philipp Ingolf, der am 3. Januar 2009 in der NZZ erschien.